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Praxisbeispiele

Wegeschau in Bremke

 

Wegenetze sind für die Landwirtschaft wichtig, damit Niedersachsens Bauern gut zu ihren Flächen kommen. Farbenfroh blühende Wegränder sind in Niedersachsens Feldmark aber eher selten zu sehen. „Diese Wegraine sind als Flächen aber vorhanden und können gut für den Naturschutz aufgewertet werden“, ist Vize-Präsident Frank Kohlenberg überzeugt und hat in seinem Heimatlandkreis Holzminden Kommunen, Realverband, Jagdpächter und weitere Beteiligte an einen Tisch geholt, um die Wegränder in Niedersachsens Agrarlandschaft ökologisch aufzuwerten. 

Am 27. Mai 2024 wurde am blühenden Wegesrand in der Bremker Feldmark das Projekt in Augenschein genommen: „Sollte die Maßnahme sich positiv entwickeln, ist dies ein enormer Beitrag zur Artenvielfalt und Biodiversität. Schon jetzt wurden fast 30 verschiedene Pflanzen gefunden“, bringt es Kohlenberg auf den Punkt. Er hatte vor vier Jahren im Herbst dieses Projekt gemeinsam mit Feldmarkinteressengemeinschaft, Realverband, Kommune und Landwirt- sowie Jägerschaft auf den Weg gebracht.

Der Realverband hat daraufhin die Flächen bereitgestellt. Auf einem 150 Meter langen und 4,5 Meter breiten Wegesrand wurden im vergangenen Jahr 30 Zentimeter Mutterboden abgetragen und -transportiert. „Durch Stickstoffeintrag aus der Luft mit einer Menge von ca. 30 kg pro ha und Jahr sind auch die Wegränder sehr gut mit diesem Pflanzennährstoff versorgt. Dieser hohe Nährstoffanteil sorgt dafür, dass die Gräser überwiegen und die blühenden Kräuter zurückgedrängt werden. Das wollen wir hier nicht haben. Die Nährstoffe können dem Wegrand auf einzelnen Abschnitten durch Oberbodenabtrag entzogen werden, damit sich die Vegetation wieder möglichst artenreich entwickeln kann“, erklärt dazu Björn Rohloff von der Stiftung Kulturlandpflege.

Auf dem Blühstreifen sind nun Ackerwitwenblume, Margariten, Butterblumen, Rot- und Weißklee und viele weitere Pflanzen zu sehen, die alle nacheinander blühen werden und so für Insekten wichtig sind. Doch einfach nur Blühmischungen in die Erde zu schmeißen – damit ist es nicht getan. Auch bei Naturschutzflächen ist das Pflegemanagement ist entscheidend. Für die fachliche Betreuung des Projekts in Bremke zeichnet sich die Untere Naturschutzbehörde des Landeskreises Holzminden verantwortlich, die sowohl das Abräumen sowie die Entsorgung des alten Bodens finanziert. Einmal im Jahr erfolgt nach dem Aussamen nach Rücksprache mit den Fachleuten die Mahd des Streifens.

Auch die Jagdpächter rund um Bremke unterstützen dieses Projekt. „Wir haben schon immer ein Auge auf eine jagdliche Bewirtschaftung der Wegraine, indem wir diese nicht in der Brut- und Setzzeit mulchen und somit dem Niederwild Zufluchtsorte ermöglichen. Wir haben viele Rebhühner vor Ort, die den Samen aus den Blumen und Pflanzen fressen. Der Blühstreifenbestand ist nicht so dicht, sodass gute Fluchtmöglichkeiten bestehen. In den hohen Gräsern sitzen hingegen das Rehwild und die Hasen. Unser Niederwildbestand war noch nie so hoch“, sieht Karl-Wilhelm Steinbrink als Jagdpächter schon erste Erfolge.

„Wir haben hier jetzt schon eine win-win-Situation, indem wir das Landschaftsbild bereichert haben und etwas für den Insektenschutz tun. Mit solchen Streifen in der Landschaft haben wir hier vor Ort den Biotopverbund mit Wald, Feld und Grabenstrukturen, der in der Politik in Hannover noch diskutiert wird. So stellen wir uns Biotopvernetzung vor. Den Beteiligten kommt es hier nicht auf dogmatische Prinzipienreiterei an. Es müssen nicht immer Hecken oder Gewässer sein. Wichtig für uns ist, dass wir eine Kontinuität haben und es nicht in zwei Jahren wieder umbrechen müssen, und auch für die Fläche ist es schöner, wenn es von Dauer ist. Die Idee des Projekts ist, dass sich hier stabile Populationen aufbauen können“, freut sich Kohlenberg, der ebenfalls Jäger ist, abschließend über den Austausch und das gute Miteinander aller Beteiligten auf Augenhöhe. 

Der Ottersberger Weg

Die Gemeinde Ottersberg ist einen neuen Weg gegangen, um dem Thema umgepflügte Wegeseitenränder zu begegnen. Kern des Konzepts ist die freiwillige Schaffung von Ausgleichsflächen durch die Landwirte, welche an anderer Stelle Wegeseitenränder umgepflügt haben.

Vor Jahren hatte der ehrenamtliche Landschaftswart Wolfgang Mohr ermittelt, dass rund 20 Hektar an öffentlichen Wirtschaftswegen und Flächen in Otterstedt, Fischerhude, Ottersberg und Narthauen „fremdgenutzt“ würden – und entsprechende Ziele für Ausgleichsmaßnahmen berechnet. 

 

Nachdem politisches Einvernehmen darüber erzielt worden war, dass nicht jeder landwirtschaftlich genutzte Wegeseitenrand 1:1 an Ort und Stelle wieder herzustellen ist, sondern an anderer Stelle ein Ausgleich zu schaffen sei, startete der Ottersberger Weg mit einer Probezeit von zunächst drei Jahren.

 

In Eigenverantwortung säen Landwirte zum Ausgleich für andernorts verloren gegangene Seitenräume seitdem auf ihren Äckern selbst gewählte Flächen ein, die Insekten und Kleinwild Nahrung und Lebensraum bieten.

 

Auf eine Überprüfung der angesäten Flächen vor Ort verzichtete der Flecken Ottersberg – der Ottersberger Weg basiert auf Vertrauen. Rund 20 Hektar überackerten Gemeindeflächen stehen demzufolge im Jahr 2021/2022 18,1 Hektar neu geschaffene Blühflächen gegenüber. Angedacht waren nur 16 Hektar, damit ist das selbstgesetzte Ziel in Ottersberg nach der dreijährigen Probezeit des Konzepts erreicht worden.

 

Aufwertung eines Wegrandes in der Röddenser Feldmark 

Foto v.l.n.r.: Jürgen Buchholz, Björn Rohloff, André Witzel, Martin Voss, Clara Witzel

Auf Initiative von Stiftung Kulturlandpflege Niedersachsen und dem Niedersächsischen Landvolkverband führte  die Jagdgenossenschaft Röddensen (Region Hannover) mit Unterstützung von Anwohnern im Frühjahr 2021 die Aufwertung eines Wegrandes in der Röddenser Feldmark durch. Auf eigens angefrästen Teilabschnitten wurde die Saatgutmischung M2H der Stiftung Kulturlandpflege und eine Wiesenblumenmischung der Bingo-Umweltstiftung ausgebracht. Bereits im gleichen Sommer entwickelte sich ein blütenreicher Aspekt; zudem konnten Rebhühner an dem Wegrand beobachtet werden. Die Stadt Lehrte als Eigentümerin des Wegrandes begrüßt die Eigeninitiative der Dorfgemeinschaft.


Einsatz für ein Doppelmessermähwerk im Raum Seesen

 Landwirte aus dem Raum Seesen wollen mittels altbekannter Technik zeigen, dass es eine sinnvolle Alternative zum beliebten Mulchgerät bei der Wegrandpflege gibt: den Doppelmesserbalken. Die Landwirte haben daher in Kooperation mit dem Landschaftspflegeverband Goslar e.V. (LPV) im Rahmen der Gemeinschaftsaufgabe zur Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes (GAK) einen Antrag auf Förderung beim Land Niedersachsen gestellt, um sich die Anschaffung für den nicht-wirtschaftlichen Zweck fördern zu lassen. Das Doppelmessermähwerk für den Front- oder Heckanbau an einen landwirtschaftlichen Traktor sowie ein Bandschwadergerät bilden hierbei eine schlüssige Kombination. Mehrere landwirtschaftliche Vereinigungen (Realverbände) aus dem Raum Seesen haben die Geräte 2023 getestet. 


 

Das Projekt „Blühende Landschaften“ in Cloppenburg 

 

Der Kreislandvolkverband Cloppenburg organisiert ein eigenes Blühstreifenprogramm, durch das auch Wegränder ökologisch aufgewertet werden. Gestartet ist das Projekt im Jahr 2016 mit knapp 8 Hektar, heute sind es ca. 90 Hektar Blühstreifenfläche, die jährlich angelegt werden. Das Projekt „Blühende Landschaften“ war der Start für eine Initiative für die Region Cloppenburg zum Schutz von Bienen und Insekten sowie zur Förderung der Biodiversität und zum Landschaftsschutz. Die Landwirtschaftskammer Niedersachsen berät bei der Saatgutauswahl und der Kreislandvolkverband Cloppenburg ist für das Flächenmanagement zuständig. Finanziert wird die Aktion durch den Kreislandvolkverband Cloppenburg, der Stadt Friesoythe, der LEADER-Region „Soesteniederung“ und der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreis Cloppenburg. Weitere Verbände und Organisationen, wie der Naturschutzbund Cloppenburg, das Museumsdorf Cloppenburg, die Landwirtschaftskammer Oldenburg-Süd, die Wasserachten, der Zweckverband Erholungsgebiet Thülsfelder Talsperre sowie die Jägerschaft Cloppenburg, unterstützen die Aktion. 

F.R.A.N.Z.-Projekt

Im bundesweit stattfindenden F.R.A.N.Z-Projekt betreut die Stiftung Kulturlandpflege den Betrieb Hartmann bei Lüneburg. Auf diesem Betrieb wurde der Oberboden an einem Wegrand abgetragen, um punktuell nährstoffärmere Verhältnisse herzustellen. Die bearbeitete Fläche wurde teilweise mit einer Blühmischung eingesät, zu einem anderen Teil der Selbstbegrünung überlassen. Es hat sich mittlerweile an dem Wegrand eine sehr arten- und blütenreiche Begleitvegetation entwickelt, die zahlreichen Tiergruppen Nahrungs- und Lebensraum bietet.


Das LEADER-Projekt  "Blühende Wegränder und Feldsäume im Göttinger Land" 

Der Landschaftspflegeverband (LPV) Göttingen e. V. hat in einem LEADER-geförderten Projekt über fünf Jahre Landwirtinnen, Landwirten und Gemeinden im Landkreis Göttingen zum Thema ökologische Wegrandpflege beraten. Im Vorstand des Landschaftspflegeverbandes arbeiten Vertreterinnen und Vertreter von Landwirtschaft (u. a. Landvolk und Maschinenring), Naturschutz und aus der Kommunalpolitik gleichberechtigt und kooperativ zusammen. Eine zentrale Botschaft in der Beratung war, dass mehr „Unordnung“ auf Wegrändern die Biodiversität fördert. Damit diese auch von der Öffentlichkeit positiv wahrgenommen wird, wurden Schilder entworfen und den Landwirtinnen und Landwirten kostenlos zur Verfügung gestellt. 

Gemeinsam mit dem Niedersächsischen Heimatbund gründete der LPV Göttingen 2018 die AG Wegraine Niedersachsen. Sie ist ein Zusammenschluss von verschiedenen Institutionen und Verbänden, die sich mit dem Thema Wegraine in Niedersachsen befassen. Ziel ist die Vernetzung der zahlreichen Wegraine-Initiativen in Niedersachsen.



Der LPV Göttingen bietet weiterhin Veranstaltungen und Technikvorführungen zum Thema insektenschonendes Mähen an.

Kontakt
Ansprechpartner

Landvolk Niedersachsen Landesbauernverband e.V.           
Warmbüchenstr. 3, 30159 Hannover
Telefon: 0511 36704-0
E-Mail: [email protected]

Stiftung Kulturlandpflege                             
Warmbüchenstr. 3, 30159 Hannover
Telefon: 0511 36704-41
E-Mail: [email protected]